Kirchen werden in den Ferien sehr gerne besucht

Kirchen bieten in den Ferien von innen und aussen beliebte Fotosujets, wie hier die Jesuitenkirche in Luzern. (Foto: Pixabay)

Kirchentüren stehen in der Regel allen Menschen offen. Die Motivation, in eine Kirche einzutreten, kann allerdings sehr unterschiedliche Gründe haben: Der Besuch eines Gottesdienstes oder der Feier eines Sakraments, das Verweilen im stillen Gebet oder das Interesse an einem besonderen, kunstvoll ausgestatteten Raum. Wie die Kirchenverantwortlichen besonders an touristisch attraktiven Orten feststellen, hat der Kirchenbesuch aus dem letztgenannten Grund in letzter Zeit eher zugenommen. Und das gilt bei weitem nicht allein für architektonisch oder kunsthistorisch bedeutende Kirchenbauten. 

Stille suchen, Weiterbildung – oder «abhaken»

Christian Cebulj, Professor an der Theologischen Hochschule Chur, leitet ein Forschungsprojekt, das Zusammenhänge zwischen Religion, Kultur und Tourismus in unserer Zeit untersucht. An einer internationalen Tagung Anfang Juni in Zürich hielt Cebulj fest, dass Religion und Tourismus mehr verbinde, als sich dies auf den ersten Blick vermuten liesse. So wurden Religionen – wie eindrücklich durch den Apostel Paulus – auf Reisen verbreitet und lange Zeit dürften Pilgerreisen für viele Menschen die einzigen Gelegenheiten gewesen sein, ihre Heimat zu verlassen.

Heute mögen viele Kirchenbesuche durch Touristen nicht in erster Linie einem religiösen Bedürfnis geschuldet sein, dennoch besteht ein Interesse, auf die die Kirchen vielerorts bereits mit einfach zugänglichen Hintergrundinformationen zum Bau oder den religiösen Gegenständen reagiert haben. Mancherorts findet sich aber auch eine schlichte Einladung, eine Zeit der Stille in der Kirche zu verbringen oder es liegen einfache Gebete auf. – Je nach Ort in den Sprachen, welche die bekannten Tourismusgruppen sprechen. Wie bei anderen Sehenswürdigkeiten in einem Land oder einer Stadt gibt es aber auch bei Kirchen das Phänomen, dass ein kurzer Gang hinein, verbunden mit einem Foto und Selfie schon genügen, um auch diesen Ort auf der persönlichen Liste abhaken zu können.

Chancen für Tourismus und Kirchen

Das Forschungsprojekt Religion-Kultur-Tourismus hat unter anderem zum Ziel, eine Übersicht über die touristisch bedeutende Sakrallandschaft in der ganzen Schweiz zu erstellen. Dabei geht es zum einen um eine Dienstleistung für den Tourismus. Denn nebst den berühmtesten Kirchen, Klöstern und Kathedralen im Land, lässt sich auch über weniger bekannte Kirchen und Kapellen viel über Geschichte und Kultur eines Ortes aussagen und interessierte Besucher ansprechen. Damit werde, so Christian Cebulj, für die betreffende Region sicher auch Wertschöpfung erzielt.

Genauso wichtig ist dem Pastoraltheologen aber, dass der Tourismus die Kirchen herausfordere, ihre Botschaft in neuer Weise an die mehrheitlich unbekannten Besucherinnen und Besucher zu vermitteln und zur Auseinandersetzung mit Glaubensfragen anzuregen. Ebenso sieht Cebulj eine Chance darin, mit Menschen, die Kirchen besuchen, ins Gespräch und damit zu ganz neuen Aussensichten auf den religiösen Ort zu kommen. 

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt Religion-Kultur-Tourismus der Theologischen Hochschule Chur und zur Internationalen Tagung in Zürich.