Das Schweizer Hilfswerk mit langer Tradition
Migration in protestantische Kantone nach 1848
Mit der ersten Bundesverfassung von 1848 wurde in der ganzen Eidgenossenschaft die allgemeine Niederlassungsfreiheit eingeführt. Dies und die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommende Industrialisierung führten dazu, dass viele Katholiken aus den katholischen Stammlanden in die protestantischen Mittellandkantone zogen, um dort Arbeit zu suchen und am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben zu können. Die zumeist jungen Leute verliessen nicht nur ihre Familie, sondern ihr vertrautes, katholisch geprägtes Umfeld.
Für eine katholische Seelsorge in der ganzen Schweiz
In der neuen, fremden Umgebung hatten die ausgewanderten Katholiken das Bedürfnis nach einem gesicherten sozialen Umfeld und einem soliden religiösen Bezugsrahmen. Es mussten Mittel und Wege gefunden werden, um auch in der Fremde die katholische Seelsorge sicherzustellen. Da die katholische Kirche in den protestantischen Kantonen (das galt auch umgekehrt) nicht anerkannt war und damit keine Kirchensteuern erheben konnte, musste das Geld für die „Missionsarbeit im Inland“ durch Sammlungen aufgebracht werden. Basierend auf dem „Piusverein“ (heute katholischer Volksverein) gründete der Zuger Arzt Melchior Zürcher 1863 zusammen mit anderen weitsichtigen Männern die IM. Innerhalb kurzer Zeit konnten dank der Hilfe der Schweizer Katholiken und der Arbeit der IM Gottesdiensträume gemietet und Seelsorger angestellt werden. Später half die IM beim Bau von Kirchen und Räumen für Seelsorge und Unterricht. Im Verlaufe der Jahre wurden Dutzende von Pfarreien gegründet.
Neue Aufgabenschwerpunkte
Mit der Anerkennung der katholischen Kirche in den meisten Kantonen verlagerte sich die materielle Unterstützung der IM ab 1963 auf die Berg- und Randgebiete. Neue Seelsorgeaufgaben in Agglomerationen kamen hinzu. Unverändert geblieben ist der Kerngedanke: Die IM steht im Dienste der Schwachen in der katholischen Kirche der ganzen Schweiz.
Für würdige Gotteshäuser
Die IM unterstützt Kirchenrestaurationen in allen Landesteilen. Feuchte Wände, bröckelnde Stukkaturen und morsche Balken, das darf nicht sein. Auch in armen Pfarreien sollen die Menschen den Gottesdienst in würdigen Räumen feiern können. Manch unscheinbare Kapelle birgt zudem wahre Kunstschätze. Auf Hilfe angewiesen sind besonders kleine Pfarreien in Berg- und Randregionen. Wichtig: Die IM betreibt nicht einfach Denkmalpflege. Zentrales Anliegen ist, dass die Kirchen weiterhin der lebendigen Seelsorge dienen, und zwar für Jung und Alt, für Alteingesessene wie für Neuankömmlinge.
Lebendige Seelsorge
In der heutigen Zeit, in der alles in Frage gestellt wird, wächst das Bedürfnis der Menschen nach Halt und Orientierung. Seelsorge tut Not. Die IM unterstützt dringende Seelsorge- aufgaben. Sie leistet finanzielle Hilfe und schafft damit den Boden, auf dem die vielfältigen Aufgaben erfüllt werden können. Berücksichtigt werden neben den Bedürfnissen der Menschen in armen Pfarreien überall in der Schweiz auch besondere Anliegen wie Behinderten-, Schul- oder Familienseelsorge.
Die zum 150-Jahr-Jubiläum erschienene Publikation über die Geschichte der Inländischen Mission kann hier heruntergeladen werden: